Die Stars von morgen schon heute

Cincinnati Bengals

Machen wir doch mal weiter in der AFC North. Heute wenden wir uns den Cincinnati Bengals zu. Die Fragen beantwortet der ultimative Bengals-Insider Steven Fox, aka Lattenknaller.

 

1. Wie ist deine persönliche Einschätzung zum Tyler-Eifert-Pick und wie passt er in das Team?

Antwort: Vor dem Draft habe ich gelesen, dass wir uns näher mit ihm beschäftigen und sogar ein Private-Workout mit ihm gehabt hatten – meine erste Reaktion war Verwunderung, doch nach etwas Überlegung bin ich zum Schluss gekommen: Er passt perfekt! Viele hatten einen legitimen Nummer-zwei-Receiver neben A.J. Green gefordert, aber die Coaches hatten immer wieder betont, dass sie Sanu an dieser Stelle sehen und Vertrauen in ihn setzen, da er bis zu seiner Verletzung auch gezeigt hat, dass er die Stelle einnehmen kann.

Neben mir waren viele Fans verwundert über Pick, da man ja schon Gresham vor drei Jahren in der ersten Runde gedrafted hatte, aber die Erklärung ist ganz einfach: Eifert ist von seiner Veranlagung her quasi ein großer, kräftiger Receiver – zu groß und massig für den durchschnittlichen Cornerback und zu gute Ball Skills und Routes für den durchschnittlichen Linebacker.

Gut, eine NFL-Defense kann so eine Bedrohung im Normalfall neutralisieren, allerdings muss man sich jetzt das Gesamtbild der Bengals-Passempfänger anschauen: Sanu – 6‘2‘‘,  Green – 6‘4‘‘, Gresham – 6‘5‘‘, Eifert – 6‘6‘‘.

Da stehen ein paar Türme auf dem Platz, die der gegnerischen Defense so einige Kopfzerbrechen bereiten dürften – vor allem wenn im Backfield noch ein Running Back steht, der eine Cover-lastige Aufstellung bitter bestrafen würde. Kurz gesagt: Dalton kann nun schauen, wer denn den zweiten Tight End übernimmt. Steht da ein Cornerback, kriegt der Running Back den Ball – steht da ein Linebacker sind klare Vorteile im Passing Game vorhanden.

Fazit: Eifert ist ein Pick, der der Bengals-Offense eine Vielzahl neuer Möglichkeiten bietet – mehr als man es von einem Tight End vermuten würde.

 

2. Welche Rolle traust du dem Esten Margus Hunt zu? Vor dem Draft gab es große Spekulationen um seine Draft-Position. Wie viel Einsatzzeit wird er deiner Einschätzung nach bekommen?

Antwort: Hunt ist eigentlich prädestiniert als Defensive End in der „Uso Defense“*: Er ist mit seinen 6‘8‘‘ in guter Gesellschaft mit Johnson (6‘7‘‘), Dunlap & Anderson (6‘6‘‘) und Geathers (6‘3‘‘). Hunt ist ein athletischer Freak, er hatte die drittbeste 40-Yard-Zeit der Combine und mit seinen 38 Bench Press Reps teilte er sich Platz eins mit Brandon Williams.

Seine Technik und sein Football-Knowledge sind noch sehr roh, aber er ist sehr intelligent und scheint bereits im Rookiecamp große Lernerfolge gehabt zu haben, weswegen ich ihm in seiner Rookie-Season 300 Snaps zutrauen würde, zumal er von seinen Veranlagungen her auch durchaus auf Defensive Tackle spielen kann – dies setzt allerdings voraus, dass er bis zur Hälfte der Season fest in die Defensive-Line-Rotation integriert ist, was ich mir aber sehr gut vorstellen kann.

Sicher dürfte er hingegen seinen Platz bei den Special Teams haben, da seine Fähigkeit Kicks zu blocken etwas Einmaliges ist und man wird sie nicht verschenken wollen.

*Uso ist das Samoanische Wort für Bruder/Freund. Domata Peko hat der Defense diesen Namen gegeben, der auch aktiv gelebt wird – Defense Spieler sprechen sich oft mit „Uso“ an und es steht sogar auf den Trainingsshorts.

 

3. Welcher Rookie wird vermutlich die meiste Spielzeit bekommen?

Antwort: Shawn Williams. Er ist die junge Version von Chris Crocker und wird diesen höchstwahrscheinlich als Starting Strong Safety ersetzen. Bestenfalls Taylor Mays könnte ihm diese Position noch streitig machen, allerdings wäre hierfür eine Leistungsexplosion vonnöten, auf die ich aber nicht wetten würde.

Allerdings hat Bernard bislang dermaßen beeindruckt, dass es mich nicht wundern würde, wenn er BJGE schnell als Starter verdrängt.

 

4. Von welchem undrafted Free Agent erwartest du am meisten?

Antwort: LB Jordan Campbell – Der Typ ist im positiven Sinne bekloppt. Ein Workout-Freak vor dem Herrn mit einer einmaligen Arbeitsmoral – und sein Tape sieht auch nicht schlecht aus, eine solche Closing Speed sieht man selten. Weswegen er keine Einladung zur Combine bekommen hatte, verstehe ich beim besten Willen nicht und kann mir nur vorstellen, dass es mit seinem Rauswurf bei USC zu tun hatte, was auch der Grund war, weswegen er bei New Mexico Highlands landete – wo er Starting Middle Linebacker und Punter war. Er könnte der Backup für Maualuga auf MLB werden.

 

5. Welcher Draft Pick deines Teams hat dich am meisten begeistert?

Antwort: Giovani Bernard – Eigentlich müsste ich Andre Smith knutschen, dass er kurz vor dem Pick seinen Vertrag unterschrieben hat, sonst wäre es wohl Menelik Watson geworden. Bernard ist aber ein kompletter Running Back, der alle Anforderungen erfüllt, um bei uns auf Dauer im Backfield zu spielen. Lediglich seine Pass Protection ist eine Sache, an der er arbeiten müsste, aber das kann man lernen.

Vor allem begeistert hat er mich auf der Pressekonferenz zusammen mit Margus Hunt und Shawn Williams wo er intelligent, motiviert und humorvoll rüber kam – aber vor allem: Bescheiden und ohne Starallüren.

 

6. Welcher Rookie aus 2012, der bisher etwas unter dem Radar geflogen ist (höchstens zwei Starts), könnte 2013 den Durchbruch schaffen?

Antwort: Emmanuel Lamur – Er wurde in Week Nine aus dem Practice Squad hochgezogen und hat auf dem Feld immer solide gespielt und dazu noch etwas geboten, dass im Kader sehr rar ist: Gute Coverage von einem Linebacker. Er hatte in kürzester Zeit so viel Vertrauen, dass er sogar von der Linebacker-Position auf Safety zurückgefallen ist, wenn Nelson in Man Coverage aufgerückt ist. Linebacker die das können, gibt’s nicht wie Sand am Meer.

Er war zwar lediglich Backup und Role-Player, aber er muss jetzt nochmal ordentlich Muskelmasse zugelegt haben, um seine Schwächen im Laufspiel wettzumachen – ich bin gespannt wie es sich auswirkt. Aber A.J. Green muss er laut Interviews schon immens beeindruckt haben.

 

7. Die Linebacker der Bengals zählten 2013 nicht unbedingt zu den Besten der NFL. Wurde dies im Draft mit Sean Porter (vierte Runde) zu spät angegangen?

Antwort: Eigentlich hatte ich spekuliert dass man bei Alec Ogletree oder Arthur Brown zugreift, allerdings hatte man bei Ersterem Bedenken wegen seiner Off-The-Field Issues und bei Letzterem ob dieser gesund bleiben kann. Zudem war die klare Devise des Drafts, die Offense zu stärken, da die Defense im Ganzen ja eigentlich überzeugt hatte.

Ich hätte gerne gesehen, dass wir früher zugegriffen hätten, aber scheinbar haben die Coaches das Vertrauen in das Gespann Burfict – Maualuga – Harrison.

Porter war in der vierten Runde eigentlich ein Schnäppchen, aber er wird  vermutlich in 2013 keine Starter-Rolle bekommen, solange Verletzungen ausbleiben. Wie die Sache nächstes Jahr ausschaut bleibt abzuwarten.